Oft werden Wohnprojekte auch als die große Schwester der Wohngemeinschaft bezeichnet. Während sich in der klassischen WG die Mitbewohner in Ihrer Wohnung gemeinschaftlich organisieren, findet dies bei Wohnprojekten in größeren Dimensionen statt - nämlich oft ganzen Häusern oder gar ganzen Stadtquartieren.
Wohnprojekte - ein alternatives Wohnkonzept
Wohnprojekte entstehen verstärkt seit den 80er Jahren. Sie sind Antworten auf den demografischen Wandel und auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Man kann sie auch als Beitrag zur Verbreitung von Lebensformen nach ihren Bedürfnissen sehen. Prinzipiell versuchen Wohnprojekte aber den Beteiligten Chancen zu eröffnen, damit sie auch ohne hohen Eigenkapitaleinsatz selbstbestimmt leben können. Sie bieten eine angenehme Alternative zum Leben im Seniorenheim oder in einer Singlewohnung. Neben alters- und behindertengerechten Wohnprojekten gibt es auch solche, die sich um die Integration sozial schwacher Menschen, Asylbewerbern oder Menschen mit besonderem Betreuungsbedarf bemühen. Aber auch Interessensgemeinschaften wie zum Öko- oder Autofrei-Wohnprojekte oder Projekte speziell für Alleinerziehende gibt es. Das Grundprinzip ist also ein gemeinschaftliches Erschaffen einer Wohnumgebung nach den eigenen Idealen und Wertvorstellungen. In der Regel sind diese gleichzeitig bekannt für verhältnismäßig günstigen Wohnraum, da nicht die Gewinnmaximierung durch Mieteinnahmen im Fokus stehen.
Wohnprojekte zeichnen sich durch demokratische Arbeitsweisen und die Selbstverwaltung aus. Meist werden für die Projekte alte Häuser genutzt, es gibt aber auch Neubaukomplexe, die umgewidmet werden. Häufig werden auch Kasernen oder alte Industriebrachen für Wohnprojekte genutzt. Die Gruppenmitglieder unterstützen sich gegenseitig; jeder bringt seine Stärken in die Gemeinschaft ein.
Besondere Wohnprojekte sind z. B. Mehrgenerationenhäuser, Siedlungsgenossenschaften oder Ökosiedlungen. Oft sind die Projekthäuser „alternativ“ konzipiert. Bekannte Wohnprojekte sind z. B. MiKa in Karlsruhe, die Wohnwarft eG in Hamburg, Wohnsinn in Darmstadt, Wagnis in München und viele andere mehr, die auch in den kleineren Orten starten.
Du hast Interesse an einem Zusammenleben in einem Wohnprojekt? Es gibt zahlreiche Internetseiten, auf denen du dich über bestehende Projekte informieren kannst. Die Plattform Bring-Together zum Beispiel hat es sich zur Aufgabe gemacht anhand von Interessen und Lebenssituationen passende Wohnprojekte zu finden. Mit ein bisschen Glück ist ein passendes Angebot für dich dabei.
Initiativen für bezahlbares Wohnen
Neben Wohnprojekten, die vor allem auf gemeinschaftliche Entwicklung des Wohnkonzeptes abzielen, gibt es auch immer mehr Initiativen, die mit kreativen Ideen versuchen der Wohnungsnot Herr zu werden und mit bezahlbaren Wohnangeboten Abhilfe zu schaffen. Hier ein paar Beispiele speziell für WG- und Zimmerinteressierte:
“Wohnen für Hilfe” - Bamberg
Die Otto-Friedrich-Universität in Bamberg kann sich über den Zulauf an Studenten nicht beklagen. Allerdings haben diese häufig Schwierigkeiten, eine passende Unterkunft zu finden. Abhilfe schafft eventuell eine Bewerbung bei der Stadt Bamberg, wo es seit Mai 2011 das Projekt „Wohnen für Hilfe“ gibt. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Studentenwerk Würzburg und der städtischen Wohnberatungsstelle. Die Vermittlung von Wohnpartnerschaften zwischen Senioren, Menschen mit Behinderungen oder Familien und Studenten beziehungsweise Studentinnen ist das Ziel des Projekts. Miete wird keine oder nur in geringem Maße entrichtet, stattdessen wird mit Hilfsleistungen gezahlt. Eine Arbeitsstunde pro Monat für einen Quadratmeter Wohnraum, so lautet die Faustregel. Zu den gängigen Hilfeleistungen zählen z.B. Fahrdienste, Gartenarbeit, Einkaufshilfe, aber auch Babysitting oder Hausaufgabenhilfe sind gern gesehen.
Wohnrauminitiative FrankfurtRheinMain e.V.
Nachdem im Wintersemester 1989/1990 die Wohnungsnot in Frankfurt am Main so groß war, dass Studenten Feldbetten im Keller des Studierendenhauses der Universität aufstellen mussten und sich Zeltlager auf dem Grünstreifen vor der Fachhochschule gebildet haben, hat sich der Verein gegründet. Seither sind die Wohnungen in der Metropolregion noch deutlich teurer geworden und sind immer noch Mangelware.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht vor allem Studenten und Auszubildenden bezahlbaren Wohnraum zu vermitteln. Dabei werden z.B. aktuell ungenutzte Gewerberäume angemietet und umgestaltet, oder alte Kasernen und Abrisshäuser akquiriert. Obwohl ein Teil der Unterkünfte oft nur zeitlich befristet zur Verfügung gestellt werden kann und auch nicht immer den klassischen Wohnansprüchen genügen, hilft es den betroffenen Studenten und Azubis sehr, somit mehr Zeit für die Suche einer langfristigen Lösung zu haben.
Solche Initiativen, die sich für bezahlbaren Wohnraum einsetzen, gibt es viele. Zuletzt macht die Bürgerinitiative “Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen” in Berlin Schlagzeilen. Nach einer umfangreichen Unterschriftensammlung gab es sogar einen Volksentschied, dem 59,1% der Berlin zustimmten. Wie es hier weitergeht, wird die Zeit zeigen.
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