Wem Bremen in den Sinn kommt, der denkt wahrscheinlich an den berühmten Fußballverein SV Werder oder an die tapferen Bremer Stadtmusikanten, die auszogen, um ein neues Leben zu beginnen. Doch von ihnen blieb nicht mehr als eine Statue auf dem Marktplatz und ein Platz in den Grimm’schen Märchenbüchern. Doch wer in die weite Welt zieht und ebenso in Bremen landet, wird sich wundern, was in der Hansestadt auch in Wirklichkeit los ist.
Zusammen mit dem etwa 60 km entfernten Bremerhaven bildet Bremen das kleinste der 16 Bundesländer, ist aber dank Hafen und größerer Industrieansiedlungen dennoch ein interessanter Wirtschaftsstandort. Insbesondere der gern auch als „Welthafen“ titulierte Bremer Hafen, nach Hamburg der zweitgrößte in Deutschland, gilt als attraktiver Standortfaktor für viele Unternehmen.
Noch nicht so bekannt ist dagegen die Universität in der Weserstadt, die mit rund 20.000 Studierenden die größte Hochschule des Stadtstaates ist. Erst relativ spät im Jahr 1971 gegründet, gehört sie aber dennoch zu den wenigen Unis, die im Rahmen der „Exzellenzinitiative“ eine Auszeichnung erhalten hat. Rund 80 Studiengänge können hier belegt werden, wobei die Schwerpunkte in den natur-und ingenieurwissenschaftlichen sowie den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern liegen. Insgesamt lernen an den fünf Hochschulen, darunter die staatliche Hochschule Bremen, die private Jacobs University sowie die Hochschule für Künste, etwa 28.000 Studenten. Bei einer Gesamteinwohnerzahl von etwa 600.000 Bürgern liegt der Studentenanteil hier übrigens nur bei etwa 5,19 %. Dank der soliden wissenschaftlichen Basis befinden sich übrigens auch zahlreiche Institutionen und Forschungseinrichtungen wie die zwei Frauenhofer-Institute oder das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen.
Wer nun vorhat, zum Studieren nach Bremen zu kommen, aber dennoch kein „echter“ Bremer werden möchte, der sollte bei einem Umzug die Zweitwohnsitzsteuer von 10% beachten, die in diesem Falle zu entrichten ist. Ganz so dramatisch auf die studentische Finanzsituation wird sich dies allerdings nicht auswirken, schließlich liegen die Preise auf dem Wohnungsmarkt eher im niedrigeren Bereich. So zahlt für eine Wohnung im Durchschnitt um die 260€, doch es gibt auch noch günstigere Varianten wie die Studentenwohnheime, in denen fast 2.000 Plätze zur Verfügung stehen. Je nach Ausstattung und Größe kosten die Zimmer dort zwischen 190 € und 245€. Als Student lebt man doch gern unter Gleichgesinnten, mit denen man den Lernstoff und natürlich auch alkoholische Getränke verinnerlichen kann. Um die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten, gibt es ja die unzähligen Wohnheim- und Mensapartys, die regelmäßig stattfindend oft mit einem gemeinschaftlichen Vollrausch enden.
Für Amüsement außerhalb der eigenen vier Wände bietet das Ostertorviertel die besten Voraussetzungen. Es gilt als DAS Studentenviertel Bremens, in dem in vielen gemütlichen Kneipen, Cafés und Bars bis in die Morgenstunden gefeiert, disktuiert und an der Weltformel gefeilt werden kann; doch „up’n Swutsch“, wie die Bremer so schön sagen, wird woanders gegangen. Da lockt besonders der jährlich im Herbst stattfindende „Freimarkt“, ein traditionelles Volksfest, welches auch als fünfte Jahreszeit gilt und auf dem die Bremer dann wirklich zwei Wochen durchfeiern. Ein weiterer Anlaufpunkt ist die „Schlachte“ im Herzen der Stadt, direkt am Ufer der Weser. Hier gibt es keinen Opferkult, wie der Name vielleicht vermuten ließe, ganz im Gegenteil. Bei schönem Wetter kann man hier wunderbar in den Biergärten und Cafés den Blick auf die Weser genießen und sich auch weiterhin des Lebens erfreuen.
Der lebendigste Stadtteil Bremens ist das sogenannte „Viertel“, die Kulturmeile der Hansestadt. Hier gibt’s allerhand Kunst und Kultur zu sehen, aber auch eine alternative Party- und Kneipenszene hat hier ihr Zuhause. Wer sich auf die aus den Schlagzeilen bekannte „Discomeile“ einlässt, sollte am Besten noch vor 8 Uhr den Weg nach Hause antreten, denn dann endet das Waffenverbot, welches aufgrund von Gewalt-und Drogendelikten hier ausgesprochen wurde.
Ist die Disco-Nacht ohne Schuss-oder Stichverletzungen überstanden, wäre als Option für den Kater danach ein Kulturnachmittag zu empfehlen. Den kann man zum Beispiel auf dem Marktplatz beginnen, auf dem neben den Stadtmusikanten auch der steinerne Roland zu bewundern ist. Bereits 1404 errichtet, gehört dieses Symbol für Recht und Freiheit in Form einer Statue gemeinsam mit dem Rathaus zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Böttcherstraße, die gemeinhin auch als Gesamtkunstwerk bezeichnet wird und aus alten Backsteinbauten besteht, ist ebenfalls ein Besuch wert, zumal sich auch das „Roselius- Museum“ dort befindet, in dem eine Sammlung von Kunst und Kunsthandwerk bestaunt werden kann.